Das Lernfeldkonzept

 

1. Das Lernfeldkonzept

Bisher wurden Rahmenlehrpläne als bundesweite Vorgaben für die Landeslehrpläne vor­rangig nach fachsystematischen Gesichtspunkten in so genannten Lernbereichen organisiert. Aktuelle Rahmenlehrpläne orientieren sich hingegen vor allem an betrieblichen Handlungsabläufen und zielen auf die Ganzheitlichkeit der Lernprozesse ab. Diese Veränderung führte zu einer neuen Strukturierung der Rahmenlehrpläne in Lernfeldern. Baden-Württemberg war an der Erstellung des Lernfeldkonzepts beteiligt und setzt die Arbeit für zukunftsorientierte Berufsbildungskonzepte über verschiedene Gremien aktiv fort. Auf Bundesebene wurde die Konzeption der Lernfelder inzwischen von allen Beteiligten befürwortet.

Das Lernfeldkonzept gibt eine didaktische Struktur von Lernzielen und Inhalten vor, die das Ziel einer ganzheitlichen und handlungsorientierten Ausbildung im Berufsschulunterricht fördern soll. Die unterrichtliche Planung geht hierbei nicht von fachsystematischen Inhaltskatalogen aus, sondern verfolgt das gemeinsame Ziel beider Lernorte, dass Jugendliche am Ende eines Ausbildungsabschnitts berufliche Handlungsabläufe beherrschen. Für die unterrichtliche Umsetzung wurden die Handlungsabläufe didaktisch reflektiert und entsprechende Lernfelder gebildet. Mit dieser konzeptionellen Aufbereitung wird der Berufsschulunterricht stärker an die Erfahrungswelt der Auszubildenden angelehnt.

Lernen in Lernfeldern geht über die reine Vermittlung von Fachkompetenz hinaus, indem im Sinne der Ganzheitlichkeit stärker zusätzliche Kompetenz, wie Methoden-, Sozial- und Individualkompetenz, ins Zentrum gerückt werden. Lehrern und Lehrerinnen an den Schulen wird durch das Konzept ermöglicht, verstärkt erfahrungsbezogen und schüleraktivierend zu unterrichten.

Das Lernfeldkonzept hat folgende Vorteile:

  • Das Lernfeldkonzept entspricht der Intention neugeordneter Berufe und bereitet auf eine zukünftige dynamische Berufswelt vor.

  • Das Unterrichten in Lernfeldern bereitet angemessener als fachsystematischer Unterricht auf die zukünftigen Abschlussprüfungen vor.

  • Die gestaltungsoffenen Strukturen des Lernfeldkonzepts ermöglichen größere Freiräume an den Schulen - im Sinne der lokalen Lernortkooperation, effektivem Einsatz von Ausstattung und Lehrern - und erleichtert die Integration neuer Inhalte und sichert eine langfristige Aktualität des Lehrplans.

Unterrichten in Lernfeldern ist kein revolutionärer Ansatz und für den Berufsschulunterricht nichts grundsätzlich Neues. Ein Ansatz in diese Richtung ist der fächerübergreifende Unterricht. Die ganzheitliche Sicht des Lernens in Lernfeldern geht jedoch über die Vermitt­lung von Fachkompetenz hinaus.

2. Umsetzung in Baden-Württemberg

Auf Grund der bundesweiten Entwicklungen soll im Rahmen des Schulversuchs bei neuen und neugeordneten gewerblichen Berufen untersucht werden, ob Struktur, Ziele und Inhalte der Rahmenlehrpläne direkt in die Landeslehrpläne und damit für den Einsatz im Unterricht übernommen werden können. Dadurch soll den qualitativen Anforderungen dieser Berufe in Bezug auf die Handlungsorientierung und den kurzen Zeitrahmen der Einführung entsprochen werden.

Im Schuljahr 1998/99 wurde das Lernfeldkonzept erstmalig als Schulversuch in sieben neuen und neugeordneten Berufen erprobt. Dieser Schulversuch soll Aufschluss geben über

  • die Konkretisierung der Lernfelder in Lernsituationen,

  • die zukünftige Rolle des Fachlehrers,

  • den Einsatz neuer Unterrichtsmethoden,

  • die Vermittlung von mathematischen, naturwissenschaftlichen und fachlichen Grund­lagen innerhalb der Lernfeldstruktur,

  • die Integration des Technologiepraktikums in den fachtheoretischen Bereich,

  • die organisatorische Umsetzung in Stundenplan, Klassenarbeiten, Zeugnissen, Leh­rereinsatz, Zusammenarbeit im Kollegium,

  • die Erfahrungen in der Lernortkooperation.

Ein besonderer Aspekt des Schulversuchs betrifft den bisherigen Unterricht als Technolo­giepraktikum. Der experimentelle und versuchsorientierte Unterricht wird im Rahmen des Schulversuchs in die Lernfelder integriert. Dies kommt einem handlungsorientierten und ganzheitlichen Ansatz des Unterrichts entgegen, wertet die Bedeutung dieses Unterrichts auf und fördert eine notwendige Kooperation zwischen den unterrichtenden Lehrern.

Die Schulen erhalten bei der Durchführung des Schulversuchs im Rahmen der gegebe­nen Möglichkeiten Unterstützung. Im Schulversuch sollen erste Erkenntnisse gesammelt und ein kontinuierlicher Evaluierungsprozess eingeleitet werden. Diese Erkenntnisse wer­den direkt in die Umsetzung neuer und neugeordneter Berufe in den folgenden Jahren einfließen.