Bernd Leitenberger
Der IBM PC
Am 12. August 1981 wurde der "IBM PC" angekündigt. Als IBM dies tat, war der Markt der "Heimcomputer" fest in den
Händen von Apple und anderen kleinen Firmen. Die meisten Hersteller größerer Rechner hatten noch keinen Computer in
diesem Preissegment plaziert.
IBM hatte sehr spät erkannt, daß dieser Markt nicht nur profitabel war, sondern das Fehlen von IBM auch einen
Prestigeverlust darstellte. IBM bemühte sich seit Ende 1980 einen PC zu bauen. Ein erster Versuch, mit einem
Computer auf Basis des Intel "8085" in den Markt einzusteigen, war kurz
zuvor gescheitert. (...)

Das Bild zeigt einen geöffneten
IBM-PC. Wenn Sie ihren PC öffnen,
werden Sie eine Reihe von
Unterschieden
feststellen:
Was zuerst
auffällt, sind die relativ langen Karten,
sowie die vielen Chips. Vor Einführung
des Chipsatzes (1989) wurden
Funktionen aus zahlreichen TTL-IC's
realisiert, wodurch die Karten gut mit
Chips bestückt waren, analog auch das
Motherboard (Man bekam noch was für
sein Geld....). Der Pfeil zeigt auf die
"8088"-CPU, die damals noch ohne Kühler
auskam.
Die beiden Laufwerke vorn, sind 5.25"
Laufwerke mit je 320 KB
Speicherkapazität. Da es schon lange
keine 5.25" Laufwerke mehr gibt, sei
gesagt, daß diese so breit wie
CD-ROM-Laufwerke sind. Die Elektronik auf ihnen ist nur für die Laufwerke zuständig. Der eigentliche
Diskettencontroller ist die erste
Karte rechts. Die anderen drei Karten von rechts nach links sind : Speichererweiterungskarte (mit 64
KB RAM),
Farbmonitoradapter und S/W-Monitor-Adapter.
Der "IBM PC" verwendete die Intel "8088"-CPU die mit
4,77 MHz getaktet war. Diese CPU stammte von dem Intel "8086" ab,
der 1978 vorgestellt wurde. Im Gegensatz zum "8086" mit einem
16 Bit- Datenbus, hatte der "8088" nur einen 8 Bit- Datenbus. Dadurch konnte
er Peripheriebausteine, die für die damals verbreiteten, preiswerten 8 Bit-Prozessoren verwendet
wurden, ansteuern.
Leider sank dadurch auch die Rechengeschwindigkeit des Prozessors um 60%, da der Datentransfer von und zum Speicher
nun doppelt so lange dauerte. Caches wurden erst 5 Jahre später im
"80386" eingesetzt. Ein heutiger GHz-Rechener ist
größenordnungsmäßig 3000 mal schneller als der damalige "IBM PC".
Ursprünglich wollte IBM den Rechner mit 16 KB RAM anbieten- doch Microsoft, die das Betriebssystem schrieb,
drängte nach mehr RAM. Ausgeliefert wurde der IBM schließlich mit 64 KB RAM. Eine gute Wahl, denn das
Betriebssystem "PC-DOS" benötigte alleine 12 KB RAM.
Man hatte sich entschieden, den enormen
Adreßbereich des
Prozessors von 1 MB (damals hatten die meisten Rechner nur 32-64 KB RAM) in einen Bereich von 640
KB für
das Betriebssystem und 384 KB für Erweiterungen aufzuteilen. In diesem oberen Adressbereich saß
z. Bsp. in den letzten 64 KB das BIOS, der Arbeitsspeicher der Grafikkarten, sowie ROM's von Zusatzkarten. Der Adressbereich von 640
KB
für "MS-DOS" ist seit 1981 unverändert geblieben.
Mit einer Speichererweiterungskarte konnte der PC auf diese 640 KB erweitert
werden. Als Massenspeicher fungierten Kassettenrecorder und
Diskettenlaufwerke.
Die Grundkonfiguration, die für 3.000 $ (in der BRD für
8.500
DM) angeboten wurde, hatte nur einen Kassettenrekorderanschluß. Das war
damals der Standard Datenspeicher und, solange es nur um Programme ging, gar
nicht mal so schlecht. Allerdings wagte kein anderer Hersteller einen 8.500 DM
Computer ohne Diskettenlaufwerke anzubieten. Für diesen Preis bekam man bei
Apple fast zwei Geräte mit einem Diskettenlaufwerk. So verwundert es nicht,
daß die
meisten "IBM PC's" mit Diskettenlaufwerken à 160 KB oder 320
KB ausgeliefert
wurden. Das erhöhte den Preis leicht auf 11.700 DM. Beim Nachfolge Modell
"IBM PC-XT" wurde der Kassettenrekorderanschluß gestrichen und der freie
Interrupt dem dann zur Verfügung stehenden Festplattenkontroller zugeteilt. Doch
dieser erschien erst 1983- der "IBM PC" hatte noch keine Festplatte eingebaut. Es
gab aber als Extra eine 5-10 MB Festplatte für 10.000 DM...
Die Tastatur hatte, anders als heute, die Funktionstasten links und noch keinen separaten Cursorblock (Steuerung über
Umschaltung von Num-Lock an der Zehnertastatur). Die Tastatur war typisch IBM- mit Kraftaufwand zu bedienen und
deutlichem Klick (damit der Chef auch weiß, daß man arbeitet). In der Tastatur arbeitete ein eigener Microcontroller, der
"8048". Er ist einer der wenigen IC's die bis heute (als
"8051" Nachfolgeversion) ihren Dienst tun. Deswegen können Sie auch
noch einige Zeichen Tippen bevor der Computer piepst, wenn er schon abgestürzt ist...
Apropos Piepsen: Soundkarte gab es keine und die Soundfähigkeiten waren auf reine Töne beschränkt. Man konnte die
Tonhöhe wählen, doch der "IBM-PC" hatte keinen programmierbaren Soundgenerator
(...).
Zusammen mit der teuren Grafikkartenlösung war dies der Grund, weshalb es vor 1991 (Einführung der Soundblaster-Karte)
im Verhältnis zu anderen Rechnern nicht so viele Spiele gab. Einige Programmierer von Spielen orientierten sich dabei an der
Geschwindigkeit des "8088", wodurch diese bei Kompatiblen schneller
liefen und auf einem AT unspielbar
waren.
Im Standardgerät befand sich nur ein Adapter für eine monochrome Textdarstellung (auf einem 12" Monitor). Dieser konnte 80 x 25
Zeichen mit 9 x 14 Punkten darstellen- eine für die damalige Zeit hervorragende Auflösung (Standard
war damals die 8 x 8
Matrix). (...) IBM brachte zwar zeitgleich eine Grafikkarte mit dem CGA-
Standard heraus, der 640 x 200 Punkte bei 2 Farben, 320 x 200 Punkte bei 4 und im Textmodus 16 Farben, bot. Doch diese
Karte hatte ein Manko: Sie erforderte einen separaten 1.500-2.000 DM teuren Monitor, auf dem die Textqualität schlechter
als bei der Textkarte war. So wurde sehr bald die Firma Hercules mit einer Monochrom-Grafikkarte, die auf
demselben Prozessor (MC 6845) basierte, aber neben Text auch monochrome Grafik in 720 x 348 Punkten darstellen
konnte, erfolgreich. Monochrom reichte meistens aus, denn Farbdrucker gab es noch nicht, dafür war die
Auflösung doppelt so hoch wie bei
der CGA-Karte.
Der "IBM PC" hatte in der Grundausstattung als Schnittstellen Anschlüsse für den
Kassettenrekorder, Tastatur und Lichtgriffel.
Fällt Ihnen was auf? Ja es ist so. Für den Anschluß eines Druckers brauchen Sie eine Printer-Interface-Card. Für den
Anschluß eines Modems, oder ab 1984 auch einer Maus, brauchten Sie eine
serielle Schnittstellenkarte. Kein Wunder, daß die fünf Steckplätze für Karten schnell belegt waren. Ab 1984 wurden diese im AT Modell von 8
Bit auf 16 Bit Breite geändert- seitdem sind sie unverändert in jedem neuen PC. Erst jetzt sterben die ISA-Slots allmählich aus.
Sehr bald gab es Multifunktionskarten, die auf einer Platine serielle-, parallele- und Joystick-Anschlüsse,
bzw.
Graphikkarten- und Druckeranschluß, vereinten. Immerhin hatte IBM nicht den Fehler gemacht, den damals schon
zehn Jahre alten Standard
für Drucker (Centronics) und serielle Schnittstellen (RS- 232) in Frage zu stellen, wie dies HP tat, sondern übernahm ihn.
Softwaremäßig hatte sich eigentlich nichts getan. Es gab die Möglichkeit von
Kassette oder Diskette zu booten. Im ROM war
das BIOS und eine BASIC-Version von Microsoft, daß "Kassetten"-BASIC, da es keine Befehle für Disketten hatte.
Bis zum
Erscheinen des "IBM PC" wurden Computer vorwiegend gekauft, um mit
ihnen zu Programmieren- so hatte bis Ende der 80er Jahre fast jeder Computer einen BASIC-Interpreter eingebaut. Mit dem
"IBM PC" wurde dieser auch als Arbeitsgerät akzeptiert, so daß der BASIC-Interpreter aus
späteren Modellen verschwand. Das ROM war mit 40 KB für damalige Verhältnisse sehr groß, die meisten 8-Bitter kamen
mit 16-32 KB aus.
Microsoft bot noch drei weitere Basic-Versionen an: Mit Diskettenbefehlen, mit Grafikbefehlen und einen Compiler.
(...)
Anfangs gab es noch einen Wettbewerb zwischen dem Betriebssystem "CP/M-86" und
"MS-DOS", das mit schon verfügbaren
Anwendungen punkten konnte. Doch Microsoft verlangte wesentlich weniger für
"MS-DOS" als für CP/M und entwickelte es
weiter.
Daß heute 90% der verkauften Rechner "IBM PC"-Nachfahren sind, verdanken wir auch IBM. Nicht weil der
"IBM PC" ein so
guter Rechner war, sondern weil er es eben nicht war und teuer verkauft wurde. Bald wurden Firmen damit groß,
daß sie
bessere Produkte als IBM anboten: Hercules mit einer Grafikkarte die preiswerter als die
"CGA"-Karte war und die als
Nebenkosten noch den Farbmonitor einsparte, Hersteller von Tastaturen die nur 200-300 DM anstatt 696,50 DM kosteten, Compaq, die es als erste schafften,
das BIOS nachzuprogrammieren und damit einen
preiswerteren "kompatiblen" Rechner schufen.
IBM machte weiterhin Kasse bei Firmen, doch im immer größeren Privatkundenmarkt setzten sich die Kompatiblen durch- Rechner mit dem schnelleren
"8086"-Prozessor und 8 MHz statt 4,77 MHz Takt. Auch dank der Preise von IBM, die nur langsam
sanken, war es möglich, daß ein Marken-Kompatibler ein Drittel weniger und ein "Taiwan-Nachbau" nur die Hälfte eines
"IBM
PC" kostete. (...)
In der Retrospektive wichtig, war auch die Namenswahl des IBM Rechners: Anstatt der offiziellen Bzeichnung "IBM Modell
5150" setzte sich bald "IBM-PC" durch:

Heute wird nur noch vom PC geredet und jeder versteht darunter einen Nachfahren
dieses "IBM-PC".
(...)
Kontakt: www.bernd-leitenberger.de
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